Lewis Hamilton und Mercedes - Eine persönliche Hommage
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| Quelle: https://commons.m.wikimedia.org/wiki/File:Lewis_Hamilton_Silverstone_2018_(cropped).jpg |
Sonntag geht eine Ära vorbei. Das vielleicht beste Fahrer-Team-Gespann zwischen Mercedes und Lewis Hamilton kommt zum Ende. Dabei war ich nicht immer ein Fan von ihm. Ich habe Ende 2010 angefangen Formel 1 zu schauen. Ich war 6 Jahre alt und habe mitbekommen, dass mit Sebastian Vettel ein Deutscher um die Weltmeisterschaft fährt. Rennautos waren für mich faszinierend und ich liebte wie sie so schnell um die Strecken fahren und gegeneinander kämpften. Von Lewis Hamilton hatte ich zu der Zeit noch keine Ahnung. Erst in den Folgejahren, als ich mich mehr mit der Formel 1 befasste, fiel er mir auf. Ich habe versucht jedes Rennen zu gucken, auch wenn es morgens um sechs Uhr war. Hamilton war für mich immer nur ein Fahrer, der zwar vorne mitfährt und auch gewinnen konnte, aber trat aufgrund der Duelle zwischen Alonso und Vettel für mich eher seltener in Erscheinung. Ich war nie ein Fan von einem spezifischen Fahrer, aber sympathisierte natürlich mit den deutschen Fahrern.
Als er 2013 zu Mercedes wechselte wurde Hamilton schließlich präsenter. Ich war mit nun 9 Jahren schon etwas tiefer in das Thema Formel 1 eingetaucht und kaufte mir auch jedes Jahr die jeweiligen Sonderhefte zu Saisonbeginn. Neben dem Deutschen Nico Rosberg und in einem deutschen Team wurde er natürlich auch mehr thematisiert. Kann Rosberg nach Schumacher auch Hamilton im direkten Duell schlagen? Mercedes machte einen großen Schritt nach vorne und fuhr nun konstant um Podestplätze mit. Hamilton holte einen Sieg, Rosberg zwei. Trotzdem landete der Brite in der Gesamtwertung vor Rosberg. 2014 war dann der Beginn der dominanten Jahre von Mercedes. Man hatte das klar schnellste Auto und es gab nur die Frage wer von den beiden Weltmeister wird. Auch wenn ich Nico Rosberg nicht besonders mochte, war ich in dem Fall gegen Hamilton. Grundsätzlich hatte ich eine grundsätzliche Abneigung gegen dominante Fahrer, auch aus Gründen der daraus folgenden geringen Spannung. Lewis Hamilton wurde 2014 im letzten Rennen Weltmeister und ich dachte mir: "Im nächsten Jahr wird es bestimmt spannender." Falsch gedacht. 2015 war fast noch langweiliger und er wurde diesmal sogar vier Rennen vor Schluss Weltmeister.
Die Abneigung gegenüber ihm wurde von meiner Seite noch größer, so auch 2016, obwohl Rosberg gewann. In den folgenden zwei Jahren kam es dann zum WM-Kampf gegen Sebastian Vettel im Ferrari. Vettel hatte in den vorherigen Jahren viel an Kredit bei mir gewonnen. Seine lockere, aber ehrgeizige Art hat mir gefallen. Hamilton hingegen wirkte auf mich irgendwie sehr verkrampft und sein cooles Auftreten mit Goldkette und Sonnenbrille gefiel mir nicht. Auch in dieser Zeit war Hamilton also der "Feind" oder Antagonist in meiner Welt der Formel 1. Trotzdem begann ich auch langsam damit, die Leistungen die er bringt wertzuschätzen. Er machte im Vergleich zu Vettel seltener Fehler und war an guten Tagen einfach schneller als alle Anderen. 2019 war dann wieder so ein Jahr, in dem es keinen so richtigen WM-Kampf gab. Ferrari war zurückgefallen und nur Bottas lieferte ein wenig Gegenwehr.
Dann kam 2020 und Corona. Ich war 16 und erinnere mich, dass ich mich wie verrückt auf die neue Saison gefreut habe. Selbstverständlich hatte ich mir den Wecker gestellt um den Auftakt in Australien nicht zu verpassen. Doch dann kam die Absage, wegen des zu hohen Risikos. Zunächst war ich enttäuscht und konnte es nicht verstehen, bis wenige Tage später auch die Schulen geschlossen wurden. Im Juni ging es schließlich endlich weiter und damit auch die Mercedes-Dominanz. Hamilton von einem Sieg zum nächsten. In der Türkei wurde er dann zum siebten Mal Weltmeister und stellte damit den Rekord von Michael Schumacher ein. Natürlich wollte ich, dass der Rekord in Deutschland bleibt, aber daran ändern konnte ich eh nichts. Trotzdem hatte sich mein Bild von Hamilton in diesem Jahr geändert. Sein Engagement für Black Lives Matter und Equality u.a. gemeinsam mit Sebastian Vettel hat die Wahrnehmung des verschlossenen und sehr coolen Hamiltons bei mir etwas aufgelöst. Er wirkte erstmal wie ein Mensch auf mich und auch deshalb erkannte ich seine Erfolge sehr an. Hamilton ist faktisch der Erfolgreichste und einer der besten Fahrer aller Zeiten.
2021 war was Formel 1 angeht dann ein besonderes Jahr. Plötzlich redete fast jeder über die Formel 1 und über Max Verstappen gegen Lewis Hamilton. Im Gegensatz zu vielen anderen stellte ich mich wie immer auf keine spezifische Seite. Einerseits wollte ich zwar, dass endlich jemand die Serie von Mercedes und Hamilton bricht, doch ein achter Titel wäre ein Meilenstein den man vielleicht von keinem anderen Fahrer mehr miterleben wird. Das Jahr war polarisierend und u.a. durch das Verhalten von Hamilton in Silverstone litt auch sein Ansehen bei mir ein wenig. Zeitgleich tat es das bei Verstappen aber auch. Mit Abu Dhabi als Höhepunkt war die Serie gebrochen, wenn auch mit vielen Ungereimtheiten in den letzten Runden. Auch wenn es lange dauerte, gratulierte Hamilton Verstappen.
Mit dem neuen Reglement ab 2022 änderte sich vieles in der Formel 1. Wenn auch als Favoriten in die Saison gestartet, fuhr Mercedes nur um die hinteren Punkteplätze mit. Hamilton beschwerte sich oft am Funk und man bekam das Gefühl, er kann es nur mit einem guten Auto. Mit der Zeit und bis zum Schluss änderte sich dies jedoch und er bewies sein Kämpferherz. 2023 und auch 2024 waren danach deutlich bessere Jahre. 2025 steht nun der Wechsel zu Ferrari an.
Hamilton hat durch seine Entwicklung und Reife viel an Kredit bei mir gewonnen. Er ist ein Idol für viele Kinder und ein herausragender Rennfahrer. Auch wenn ich meine Probleme mit ihm hatte ist er mir über die Zeit immer sympathischer geworden und ich bin froh seine Blütezeit vor dem Fernseher miterlebt zu haben. Sollte er bei Ferrari nochmal daran anknüpfen können, werde ich definitiv nicht gegen ihn sein.

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